“Internationale Dialoge im Dialog: Kontext und Rezeption”

Die Konferenz der Sekretärinnen und Sekretäre der Christlichen Weltgemeinschaften (CWG) ergriff die Initiative zum zehnten Forum über bilaterale Dialoge. Mitglieder des Forums wurden eingeladen durch die CWG und durch die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats der Kirchen[1]. Neben einer Berichterstattung über neuere bilaterale Dialoge berieten wir uns über Entwicklungen in und Beziehungen zwischen Dialogen und fragten nach Inhalt und Rezeption, insbesondere unter Berücksichtigung des sich wandelnden Gesichtes der globalen Christenheit. Wir waren der tansanischen Römisch-Katholischen Bischofskonferenz und dem Kurasini Konferenzzentrum dankbar für ihre großzügige Gastfreundschaft, und den Abgeordneten lokaler Kirchen für ihr Engagement bei unserem Programm und dafür, dass sie unsere Teilnahme an den Sonntagsgottesdiensten organisiert haben.

Das erstmalige Treffen des Forums in Afrika stand im Zeichen der bedeutsamen Veränderungen der weltweiten Christenheit im letzten Jahrhundert, deren “statistisches Gravitätszentrum” sich signifikant auf die südliche Halbkugel verschoben hat und weiter südwärts verschiebt.

Während die weltweite Verteilung der Gläubigen innerhalb der Kirchenfamilien weit auseinandergeht, sind alle christlichen Weltgemeinschaften von diesen Veränderungen betroffen. Darum setzten wir uns als Ziel, den Einfluss dieser Verschiebung auf die bisherigen Dialoge zu betrachten und Empfehlungen zu formulieren, welche die Bewusstwerdung und Reflektion stimulieren sollen. Insbesondere reflektierten wir den Inhalt, das Verhalten und die Zusammensetzung der Dialoge im Hinblick auf ihre jeweils folgende Rezeption.

Ähnliche Anliegen wiederspiegelten sich bei den Delegierten des CWG, von denen etwa die Hälfte aus dem “Süden” stammt oder dort arbeitet. Auch kamen sie im Programm zum Ausdruck. Nach einem Grusswort von Bischof Bruno Ngonyani, dem Präsidenten der Ökumenischen Kommission der Tansanischen Römisch-Katholischen Bischofskonferenz, erzählten lokale Leiter des ökumenischen Lebens der Kirchen in Tansania und insbesondere in Dar es Salaam über ihre Erfahrungen. Es folgte ein Podiumsgespräch. In ihrer Beschreibung der intensiven Zusammenarbeit zwischen der Tansanischen Römisch-Katholischen Bischofskonferenz, des Tansanischen Kirchenrates und des Tansanischen Rates der Pfingstgemeinden unterstrichen sie die Wichtigkeit des Gebetes für die ständig wachsenden Beziehungen in allen Stufen ihrer Entwicklung. Ihre Präsentationen illustrierten die Bemerkung des Bischofs: „Die ökumenische Bewegung in Afrika hinkt nicht nach. Wir sind vielleicht nicht an der vordersten Front wenn es um Theologie geht, aber wir sind aktiv im Dialog des Lebens.“

Zur thematischen Konzentration dienten Präsentationen und Diskussionen über die Themen: „Wo ökumenische Uneinigkeit die Kirchen im Süden schmerzt“ und „Nord-Süd-Beziehungen innerhalb der CWG“.

Diese thematische Arbeit schärfte unseren Blick bei der darauf folgenden Präsentation der Berichte der unterschiedlichen CWG über die Entwicklungen ihrer bilateralen Dialoge seit 2008. Einen weiteren hilfreichen Kontext bot uns Professor David M. Thompson, der eine „kurze Geschichte des Forums der Bilateralen Dialoge“ präsentierte.

Von Anfang an war deutlich, dass die Suche nach einem angebrachten Sprachgebrauch kompliziert ist. Schon wenn man vom (globalen) „Norden“ bzw. „Süden“ spricht, geht man von anfechtbaren Unterstellungen aus und stellt sich die Frage, wer bestimmt, auf wen sich diese Begriffe beziehen. Migration, unabhängig davon, ob sie während vergangener Jahrhunderte stattfand oder heute stattfindet verkompliziert das Bild. Des Weiteren stellten wir fest, dass Kontexte, Kulturen und Erfahrungen sowohl im „Norden“ als im „Süden“ divers und komplex sind und Verallgemeinerungen keinen universellen Wert haben. Wenn wir diese Begriffe verwenden, geschieht dies unter dem Vorbehalt, dass sie grundsätzlich unbefriedigend sind, und im Bewusstsein, dass das Christentum in Palästina anfing und sich von dort aus in alle Windrichtungen, gen Osten, Westen, Süden und Norden verbreitete.

In Bezug auf die Rezeption eines bilateralen Dialogprozesses ist festzuhalten, dass die weltweiten Gemeinschaften als ganze sowohl für den Dialogprozess als auch für die Rezeption verantwortlich sind. Wie die Weltgemeinschaften auf den verschiedenen Kontinenten die Dialoge und ihre Rezeption gestalten, ist kontextuell bestimmt, aber es bleibt wichtig, die Balance nicht aus dem Auge zu verlieren.

Dieser Bericht ist eine freie Widergabe eines vorläufigen Berichtes, der noch nicht in seiner Endfassung vorliegt. Der endgültige Bericht wird eine Reihe von Empfehlungen enthalten, die sich auf ausgeglichene Prozeduren in Bezug auf die bilateralen Dialoge der CWG und deren Rezeption beziehen. Eine spezielle Empfehlung wird lauten, dass die theologischen Ausbildungsstätten ihre angehenden Theologen und Theologinnen gut informieren über frühere und laufende Dialogprozesse.

 

Bern, März 2012

Peter Feenstra



[1] Teilnehmende kamen aus der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, dem Baptistischen Weltbund, dem Disciples Ecumenical Consultative Council, dem Ökumenischen Patriarchat, dem Griechischen Patriarchat von Alexandrien und Afrika, dem Lutherischen Weltbund, der Mennonitischen Weltkonferenz, der Methodistischen Weltkonferenz, ,der Organisation der African Instituted Churches, der Römisch-Katholischen Kirche, den Alt-katholischen Kirchen der Utrechter Union, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung (ÖRK).

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