Die KEK auf dem Weg in eine neue Zukunft?

Vom 21. bis 24. September fand in Soesterberg (NL) die jährliche Versammlung des 40-köpfigen Zentralkomitees (ZK) der Konferenz Europäischer Kirchen statt. Entgegen allen Unkenrufen wurde es eine konstruktive Versammlung, die trotz der zum Teil recht schwierigen Traktanden in einer angenehmen Atmosphäre durchgeführt werden konnte.

Die KEK befindet sich seit der letzten Vollversammlung in Lyon 2009 in einer nicht ganz einfachen Situation und wurde in den letzten Jahren mehrmals mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert. In der Kasse klafft ein riesiges Finanzloch, weswegen die Stelle des per Ende 2009 abgetretenen Kommunikationssekretärs bisher nicht neu besetzt wurde. Der Generalsekretär trat aus gesundheitlichen Gründen im Sommer 2010 zurück, der Kassier verliess die Organisation unvorhergesehen per Ende September 2010 und der Direktor der Kommission Kirchen im Dialog wird demnächst pensioniert. Kommt dazu, dass an der Vollversammlung in Lyon 2009 beschlossen wurde, die KEK einer gründlichen Restrukturierung zu unterziehen. Eine eigens dafür ins Leben gerufene Arbeitsgruppe zur Revision der KEK ist seit Anfang des Jahres 2010 daran, die Strukturen und Arbeitsabläufe zu untersuchen und zu analysieren und Lösungsvorschläge auszuarbeiten. Das heisst, die KEK befindet sich momentan in einer grundsätzlichen Interimsphase. Bis zur nächsten Vollversammlung 2013 sollte dieser Prozess jedoch soweit fortgeschritten sein, dass man einen neuen Anfang in eine hoffentlich positivere Zukunft gehen kann.

Die Zentralkomitee-Versammlung 2010
In Soesterberg (NL) stellten sich also für das Zentralkomitee primär die Fragen, wie kriegt man die Finanzen wieder in den Griff und wie besetzt man die offenen Stellen in dieser einerseits spannenden andererseits aber auch etwas ungewissen Zeit. Nach eingehenden, konstruktiven Diskussionen einigte sich das ZK darauf, dass der Direktor der Kommission Kirchen im Dialog, Viorel Ionita (der seit des Ausfalls des Generalsekretärs Colin Williams dessen Stellvertretung kompetent übernommen hatte), diese Funktion bis zur Ernennung eines Interimsgeneralsekretärs im Herbst 2011 weiterhin ausführen soll. – Da sich in der KEK nach der Vollversammlung 2013 einiges ändern wird, was jetzt noch nicht klar definiert werden kann sondern eben noch herauskristallisiert werden muss, sah das ZK davon ab, die offenen Stellen unbefristet zu besetzen.

Bezüglich der Finanzen konnte man durch Unterstützungsbeiträge und zum Teil drastische Sparmassnahmen einiges an Boden gut machen. Über den Berg ist die KEK allerdings noch nicht, weshalb sich das ZK dafür ausgesprochen hat, die Stelle des Schatzmeisters noch nicht zu besetzen, dafür aber eine Fachperson zu engagieren, welche die gesamte Finanzlage (und auch die Abwicklung der Geschäfte) unter die Lupe nehmen wird.

Ein wichtiger Punkt der Versammlung in Soesterberg war auch die Frage nach der Mission der KEK, konkret: „Was kann die KEK ihren Mitgliedskirchen bieten, was andere Organisationen nicht können?“ Dieser Frage muss sich die KEK zwangsläufig stellen, will sie für ihre Mitglieder attraktiv bleiben und will man u.a. bewirken, dass die säumigen Kirchen ihre ausstehenden Mitgliederbeiträge begleichen (wollen). Dazu müssen diese überzeugt sein, dass es ‚eine gute Sache‘ ist, bei der KEK Mitglied zu sein. In konstruktiven Gruppendiskussionen definierte das ZK folgende Prämissen für die KEK von heute: Die KEK sichert ihren Mitgliedskirche eine Plattform zum Austausch und zur Kommunikation; sie ist eine Stimme für kleine Kirchen und Minderheitenkirchen; sie fördert den Dialog und vermittelt theologisches Wissen.

Des Weiteren verabschiedete das ZK das Arbeitsprogramm 2011 der KEK. Folgende fünf strategischen Zielbereiche sollen dabei im Zentrum der Arbeit der KEK stehen:

–         die Einheit der Kirchen in Theologie, Sendung und Zeugnis (Auseinandersetzung mit den Kirchen) fördern

–         die Charta Oecumenica weiter bekannt machen

–         mit der gemeinsamen Stimme der Kirchen gegenüber den europäischen Institutionen auftreten

–         den Fremden willkommen heissen

–         die Kohärenz und die strategischen Zielsetzungen innerhalb der ganzen KEK fördern.

Am letzten Abend der Versammlung fand ein interessantes Podiumsgespräch zwischen Repräsentanten der Kirchen der Niederlande (darunter auch Erzbischof Joris Vercammen) und dem ZK statt. Trotz ziemlich fortgeschrittener Stunde wurden der Austausch und die Gelegenheit, Fragen zu stellen sehr geschätzt.

Die nächste ZK-Versammlung findet im September 2011 statt. Der Ort muss noch festgelegt werden.

 

Carole Soland Faessli
KEK-Delegierte der christkatholischen Kirche der Schweiz