Internationaler Römisch-katholisch/Altkatholischer Dialog

Entwicklungen im Jahr 2014

 

Die Internationale Römisch-Katholische / Altkatholische Dialogkommission (IRAD) tagte im Jahre 2014 zweimal. Vom 22.6.-25.6.2014 zur vierten Sitzung in Bonn/Bad Godesberg und vom 30.11.-03.12.2014 in Paderborn zur fünften Sitzung der zweiten Phase ihrer Gespräche.

Die Ergebnisse der ersten Dialogphase (2004 bis 2009) sind 2009 unter dem Titel „Kirche und Kirchengemeinschaft“ veröffentlicht worden.

Es zeigt sich immer mehr, dass es in der neuen Runde des IRAD um Vertiefungen, Ergänzungen und Präzisierungen des Abschlusstextes des ersten Dialogs („Kirche und Kirchengemeinschaft“) geht. Somit ist kein zweiter selbstständiger in sich geschlossener Text vorgesehen, sondern eine Reihe von „Erläuterungen“ zu einzelnen Themen des ersten Textes. Eine solche Textgattung hat ein Vorbild im Anglikanisch/Römisch-Katholischen Dialog (vgl. DwÜ Bd.1 u. 3), in dem nach der Stellungnahme der auftraggebenden Kirchen den Texten „Elucidations“ nachgeschickt wurden.

Folgende Themen sollen nun vertieft im Sinn von „Erläuterungen/Elucidations“ behandelt werden:

1)      Das Verhältnis von Universal- und Ortskirche (einschließlich der Frage nach dem Verhältnis von Primat und Synodalität) im Rahmen der bisher festgestellten gemeinsamen Communio-Ekklesiologie und unter Berücksichtigung von Vatikanum I

2)      Das Verhältnis von Eucharistiegemeinschaft und Kirchengemeinschaft

3)      Kirchenrechtliche Fragen bei Kirchenübertritten

4)      Die Frage der Frauenordination

5)      Die Fragen zur Mariologie

 

Bei allen Punkten sind jeweils die kirchenrechtlichen Aspekte einschließlich der Frage der Häresie mit einzubeziehen.

Bei ihrer Arbeit sollte die Kommission die theologischen und kirchenrechtlichen Implikationen der zu behandelnden Themen sorgfältig verorten, um so zu einem differenzierten Konsens zu gelangen. Obwohl die theologische Dimension für kirchenrechtliche Aspekte grundlegend ist, sollten diese methodisch getrennt behandelt werden, um in einem zweiten Schritt den zu erzielenden Konsens differenziert vorbereiten zu können.

In der vierten Sitzung wurde der Dialogtext „Utrecht und Uppsala auf dem Weg zu kirchlicher Gemeinschaft“ von altkatholischer Seite vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Die röm.-kath. Seite war angefragt, ob der Dialogtext „Utrecht und Uppsala auf dem Weg zu kirchlicher Gemeinschaft“ im Widerspruch zum Dokument „Kirche und Kirchengemeinschaft“ stehe? Die römisch-katholischen Kommissionsmitglieder stellten fest, dass das Dialogpapier nicht im Widerspruch zu dem steht, was wir in „Kirche und Kirchengemeinschaft“ festgehalten haben.

Die Arbeiten an den „Elucidations“ gestalten sich erwartungsgemäß langwierig und schwierig. In der vierten und fünften Sitzung konnte zum Punkt 1 der Vorgaben für die zweite Dialogphase „Das Verhältnis von Universal- und Ortskirche“ ein sichtlicher Fortschritt erzielt werden. Ein Text zu den „Bezeugungsinstanzen“ hat ebenfalls seine vorläufige Endfassung erreicht.

An einem Text über die „Päpstliche Unfehlbarkeit“ oder „Wie lehren die Kirchen heute verbindlich?“ wird in der Sommersitzung 2015 weitergearbeitet.

Zum Punkt 2 unserer Vorgaben für die zweite Dialogphase „Das Verhältnis von Eucharistiegemeinschaft und Kirchengemeinschaft“ werden neue Erkenntnisse in der Sommersitzung 2015 in Köln präzisiert.

 

Zum Punkt 5 unserer Vorgaben für die zweite Dialogphase „Die Fragen zur Mariologie“ wird ein Textentwurf der Dialogkommission zwischen der Christkatholischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche der Schweiz erwartet. Dieser soll zusammen mit bereits erarbeiteten Texten zur Mariologie seitens der „Groupe de Dombes“ und der „Anglican Roman Catholic International Commission“ (ARCIC) beim Entwurf eines Textes von IRAD II zum Thema „Maria im Heilsplan Gottes“ Berücksichtigung finden. Das Ziel der Beschäftigung von IRAD II mit diesem Thema besteht darin, die gemeinsame marianische Tradition zu bewahren und ökumenisch darzustellen.

Die Mitglieder auf römisch-katholischer Seite sind: Erzbischof Hans-Josef Becker (D) als Co-Präsident, Bischof Dr. Hans van den Hende (NL), Prälat Hubert Bour (D), Prof. Dr. Heinrich Reinhardt (D), Prof. Dr. Hans Jörg Urban (D) und Msgr. Dr. Matthias Türk (Vatikanstadt) als Co-Sekretär.

Die Mitglieder auf altkatholischer Seite sind: Bischof Dr. Matthias Ring (D) als Co-Präsident, Pfarrer drs. Wietse van der Velde (NL), Prof. Dr. Günter Esser (D), Prof. Dr. Urs von Arx (CH), Prof. Dr. Angela Berlis (CH) und Pfr. Martin Eisenbraun (A) als Co-Sekretär.

Die Beratungen werden im Sommer 2015 fortgesetzt.

Salzburg, 10.3.2015

Pfr. Martin Eisenbraun