Altkatholische Bischofskonferenz: Arbeitsbesuch und Privataudienz in Rom

Am 30. Oktober hielt sich die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz zu einem Arbeitsbesuch in Rom auf. Hauptpunkte waren ein Gespräch mit Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sowie weiteren Mitarbeitern des Rates und die anschliessende  Privataudienz bei Papst Franziskus.

Arbeitsbesuch beim Rat zur Förderung der Einheit der Christen

Im Gespräch mit Kardinal Koch informierten sich die Vertreter der Römisch-katholischen und der Altkatholischen Kirche gegenseitig über die laufenden bilateralen Dialoge. Kardinal Koch betonte dabei auch, dass der Rat für zur Förderung der Einheit der Christen die Inhalte der Dialoge mit verschiedenen Kirchen regelmässig auf ihre Übereinstimmung hin überprüft würden. Dies sei eine Frage der Glaubwürdigkeit gegenüber den Dialogpartnern.

Anschliessend sprachen die beiden Delegationen über die weitere Arbeit am gemeinsamen Dialog. Mit dem 2009 veröffentlichten Grundlagenpapier ‚Kirche und Kirchengemeinschaft‘ ist ein erster Teil der Gespräche abgeschlossen worden. Nun befasst sich die Dialogkommission mit den noch offenen Fragen, wie Bezeugungsinstanzen (das heisst: auf welchen Traditionen beruhen Lehrmeinungen der Kirchen und wie werden sie begründet), der päpstlichen Unfehlbarkeit, dem Verhältnis Ortskirche-Universalkirche und der Mariologie. In welcher Form diese Texte den schon bestehenden Bericht ergänzen sollen wird die Dialogkommission zu beraten haben.

Beiden Delegationen war natürlich bewusst, dass es neben den alten auch neue Hindernisse  zu überwinden gilt. Der neue Umgang der Altkatholischen Kirchen mit ethischen Fragen und die Öffnung des apostolischen Amtes für Frauen stellen grosse Herausforderungen dar. Diese Fragen spielen aber auch zwischen Rom und anderen Dialogpartnern eine Rolle, wie Kardinal Koch bestätigte. Das Besondere an den Altkatholischen Kirchen sei aber, dass sie diese Fragen innerhalb der katholischen Praxis angehen wollten.

Dem altkatholischen Vorschlag Zwischenziele für den Dialog zu formulieren stand Kardinal Koch nicht abweisend gegenüber. Er betonte aber, dass das Endziel dabei nicht aus den Augen verloren werden dürfe. Dafür müsse man sich eine mosaische Spiritualität aneignen und sich mit vollem Einsatz und mit Geduld und Hoffnung für das grosse Ziel einsetzen auch wenn man es selbst vielleicht nicht mehr erleben werde.

Von Altkatholischer Seite wurde auch die Möglichkeit angesprochen, dass altkatholische Beobachter bei anderen Dialogen und bei Bischofssynoden mit einbezogen werden würden. Dadurch könnten Inhalte eingebracht werden, mit denen die Altkatholischen Kirchen bereits viel Erfahrung hätten. Auch auf diesen Vorschlag reagierte Kardinal Koch positiv.

Privataudienz bei Papst Franziskus

Im Anschluss an den Arbeitsbesuch bei Kardinal Koch begleiteten dieser und sein Mitarbeiter Mons. Matthias Türk, der Co-Sekretär der Dialogkommission, die Altkatholische Delegation unter der Leitung von Erzbischof Joris Vercammen zur Privataudienz bei Papst Franziskus. Genau 125 Jahre nach der Gründung der Utrechter Union war dies der erste Besuch der Altkatholischen Bischofskonferenz beim Bischof von Rom.

Nach der persönlichen Begrüssung wandte sich der Präsident der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Vercammen mit einer Ansprache an den Papst. Er fasste zusammen, was in den bilateralen Beziehungen erreicht worden sei, seit 1966 der Weg für einen Dialog zwischen den beiden Kirchen geebnet worden ist. Er stellte aber auch fest, wieviel Arbeit noch zu leisten ist um die wichtigen Fragen zu lösen, die die beiden Kirchen noch immer trennten.

Erzbischof Vercammen betonte auch, dass die Altkatholischen Bischöfe immer die einzigartige Stellung des Bischofs von Rom innerhalb der ganzen Kirche anerkannt hätten. Sie seien überzeugt, dass das Amt des Bischofs von Rom als primus inter pares eine höhere moralische Autorität haben würde, wenn es in die Synodalität der Bischöfe, die ihre jeweiligen katholischen Ortskirchen repräsentieren, eingebettet wäre.

Papst Franziskus betonte in seiner Ansprache, dass dieser Besuch eine wertvolle Gelegenheit sei, die gemeinsame ökumenische Reise zu reflektieren. Es sei möglich geworden, aufgrund eines tieferen gegenseitigen Verständnisses und praktischer Zusammenarbeit neue Brücken zu bauen. In vielen Themen sei ein Konsens gefunden worden und die Unterschiede seien genauer herausgearbeitet und in neue Kontexte gesetzt worden.

Eine gemeinsame Zukunft in Europa könne nur über den Weg der Bekehrung, der Versöhnung und des Friedens gefunden werden. Dies betonten sowohl Papst Franziskus als auch Erzbischof Vercammen. ‚Es ist eine spirituelle Reise vor Begegnung zu Freundschaft, von Freundschaft zu Brüderlichkeit und von Brüderlichkeit zu Gemeinschaft. Unterwegs ist Veränderung unvermeidlich. Wir müssen immer bereit sein auf den Heiligen Geist zu hören, der uns in die Wahrheit führt‘, so der Papst.

Nach den Grussworten wurden Papst Franziskus im Rahmen von persönlichen Begegnungen die Missale aller Altkatholischen Kirchen mit Widmungen als Geschenke überreicht.

Nach der Audienz besuchte die Bischofskonferenz mit Kardinal Koch das Grab des Apostels Petrus in der Nekropole des Petersdoms, wo gemeinsam ein Vaterunser gebetet wurde.

Der Besuch im Vatikan endete mit einem zwanglosen Mittagessen mit Kardinal Koch und Mons. Türk im Gästehaus, in dem die Delegation untergebracht war. Bei ausgezeichneter italienischer Küche war hier Zeit für persönliche Gespräche, die auch den menschlichen Kontakt vertieften.

 

Maja Weyermann

Kommunikationsbeauftragte der Internationalen

Altkatholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union

Bilder:

Kvetoslav Krejci und servizio photografico de L’Osservatore Romano